Anfang des neuen Jahres warten wir zusammen mit all den anderen 90 Leuten aus unserem Jahrgang in der Kälte vor unserer Schule, von der wir die nächsten zehn Tage verschont bleiben werden. Denn wir haben uns dazu entschlossen die ca. 14 stündige Busfahrt nach Österreich anzutreten, um dort die Pisten im wunderschönen Skigebiet Gerlizten Alpe zu bezwingen. Zusammen mit neun Lehrkräften, die sich genauso sehr freuen wie wir, erreichen wir unser neues Zuhause für die nächste aufregende und schlafraubende Woche im Süden Österreichs, nahe des Drei-Länder-Ecks.
Noch gleich am Tag unserer Ankunft konnten wir uns aus der hauseigenen Ausleihe des Forellenhofes Skischuhe, Skier und Helme leihen. Eifrig haben wir unsere Koffer aus- und unsere Zimmer eingeräumt und dann gemeinsam im Speisesaal zu Abend gegessen.
Am ersten Skitag wurden wir von unseren Busfahrern zum Drei-Länder-Eck kutschiert, wo wir allerdings ziemlich hilflos die Übungshänge hinunter holperten, – bis auf unsere Fortgeschrittenen, die kurz einen Abstecher nach Slowenien gemacht haben. Manche von ihnen fahren regelmäßig Ski, andere haben es bloß in einer Woche Skiurlaub in den Herbstferien erlernt. Dies munterte uns andere auf und spornte uns an, am Ende der zehn Tage ebenso viel Talent auf den Brettern zu beweisen.
Mit vielen guten und lustigen ersten Eindrücke, aber erschöpft ging es am Nachmittag wieder zurück zur Herberge. Dort angekommen hatten alle den Wunsch nach einer heißen Dusche und bald darauf mussten wir feststellen, dass wir den Heißwasserspeicher überfordert hatten. Auch die Küche hatte zu kämpfen, einer so großen Gruppe hungriger Skifahrer gerecht zu werden, doch das gesamte Team des Forellenhofes meisterte diese Aufgabe jeden Tag aufs Neue und bot zudem unterschiedliches Abendentertainment für uns an.
So konnten wir unsere anstrengende Skiroutine, von 8:00 Uhr morgens in der Frühe bis 16:00 Uhr am Nachmittag, mit einem mörderischen Abend Werwolf oder einer ohrenbetäubenden Runde SingStar ausklingen lassen. Und als unser SingStar-Naturtalent, alias Herr Grahn, zusammen mit seinem flinken Komplizen und ehemaligen NIG-Schüler Sebastian auch beim Tisch-Kicker-Turnier, wie zuvor bei der großen Lehrer-gegen-Schüler-Schneeballschlacht, all seine Gegner – im wahrsten Sinne des Wortes – kalt gemacht hatte, konnte der Abend nicht besser werden.
Auf der Piste machten uns nicht nur die Lehrer das Leben schwer, sondern auch eine ganze Bandbreite an unterschiedlichsten Wetterverhältnissen, von Eis, Schnee und Regen bis hin zu Sonnenschein. Trotz Sonne herrschten aber bei einer Höhe von 1911m fast immer eisige Temperaturen. Daher sollten wir bei einer solch ungewohnten Höhe, um uns aufzuwärmen, wie Schweinchen und Affen in den schweren und starren Skischuhen durch den Schnee tanzen. Gewaltiger Hunger plagte uns nach einigen Stunden auf der Piste, welchen wir aber glücklicher Weise in den beheizten Berghütten stillen konnten. Und nach einer deftigen Verschnaufpause mit traditionellem Kaiserschmarrn, Berner Würst’l oder Germknödel mit Kakao oder klassischem Almdudler hatten wir wieder genug Energie und konnten es kaum abwarten, unsere Skier anzuschnallen und die Pisten auf ein Neues hinunter zu fahren.
Im Laufe der Woche bekamen wir immer mehr Gefühl für die Skier, lernten viele Tricks und fanden richtig Spaß daran, unser Erlerntes auf der Piste zeigen zu können. Auch die Prüfungsfahrt bestand jeder mit Bravour und applaudierte dann kräftig für die perfekt synchrone Choreographie der Fortgeschrittenen.
Alles in Allem war diese Woche ein voller Erfolg und ein riesen Spaß für jeden von uns. Aber einer darf sich besonders geehrt fühlen, denn er hielt die gesamte Truppe bei Laune und sorgte immer wieder für urkomische und lustige Situationen. Als Dank wurde er gleich dreimal zum Horst-des-Tages gekürt.
Für einen gebührenden Abschluss der Woche sorgte unsere eigene Après-Ski-Party mit den dazugehörigen Après-Ski-Hits. Der Stimmungspegel stieg bei Liedern wie ,,Geh mal Bier hol’n‘‘ oder ,,Jetzt ist der Teufel los‘‘ erheblich an. Aber der Höhepunkt war mit Abstand die atemberaubende Performance unseres Boy-Band ähnlichen Lehrer-Quartetts am Vorabend unserer Abreise. Der Spaß verging uns erst als wir spät in der Nacht zurück auf unsere Zimmer schlichen, denn plötzlich realisierte jeder, dass es vorbei war.
Uns werden vor allem die wunderschönen, märchenhaft und weit verschneiten Aussichten fehlen, der Adrenalinschub bei besonders steilen Pisten und die Schneeballschlachten nach einer gelungen Abfahrt … Aber auch unvergessliche Eindrücke: wie unsere kleinen Schlagerpartys auf der Hin- und Rückfahrt vom Skigebiet oder unsere Hamsterkäufe bei Lidl und dem österreichischem Aldi oder unser Sing-Star-King Herr Grahn, der am letzten Tag als Tiger verkleidet die Pisten unsicher machte.
Wir haben viel gelernt und erlebt, doch unsere wichtigste Lektion war: "Tote Enten sollen nicht verwesen – tote Enten bringt man besser zum Chinesen …"
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